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21.1.2015, Götz-Anders Nietsch

Man kann sich über Vieles ärgern, aber manchmal muss man auch etwas hinnehmen.

Eine Ergänzung zu Stephan Lunaus nebenstehendem Beitrag.

Groß ist das Geschrei darüber, dass die öffentlichen Rundfunksender in Deutschland die Aussendung der amtlichen, d.h. vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erstellten, Seewetterberichte auf Mittel-, Lang- und Kurzwelle 2015 einstellen oder schon eingestellt haben; der Deutschlandfunk hat sogar auf seinen UKW-Sendern die Verbreitung eingestellt. Wer da aufschreit, argumentiert meist, dass er sich als Ersatz kein wahnsinnig teures, neues Spezialgerät, gar einen Computer oder eine Satellitenanlage anschaffen möchte, wo er doch kostenlos seit Jahrzehnten an Bord um 21.05 Uhr in deutscher Sprache den Seewetterbericht vom Deutschlandfunk auf 1269 kHz hört, und zwar in allen Häfen, in die ihn sein Sommertörn führt.

In der Tat, an diesem Argument ist etwas dran. Aber diese lieb gewordene Gewohnheit muss aufgegeben werden. Zwar kann man bis Ende 2015 noch den Deutschlandfunk auf 1269 kHz hören, aber dann ist endgültig Schluss mit den weiter reichenden, also über die deutschen Küsten hinaus zu empfangenden Rundfunksendern.

Was tun nun Segler, die bisher nur mit einer Mindesteinrichtung zum Empfang von Seewetter ausgestattet sind, also einem UKW-Sprechfunkgerät und einem, nennen wir es mal großspurig „Weltempfänger“?

Zunächst klären wir einmal, was wir unter einem vollständigen Seewetterbericht verstehen. Dazu gehören

• Wind-, Sturm- und Böenwarnungen
• Wetterlage
• Vorhersage für 12 Stunden
• Aussichten für weitere 12 Stunden
• Ausgewählte Stationsmeldungen
• Nautische Warnnachrichten
• Und das alles in deutscher Sprache und für das Revier, das wir üblicherweise besegeln.

Mit der vorgenannten, herkömmlichen Mindestausstattung kommt künftig nur noch eine Möglichkeit infrage, nämlich die beliebte Küstenfunkstelle DP 07, und die ist begrenzt auf das Gebiet der Häfen, Küsten- und Seegebiete „von Borkum bis Bornholm“, wie der Werbespruch lautet, wobei der Empfang nördlich Kelds Nor schon deutlich nachlässt.

Also müssen tatsächlich neue Geräte her, um einen deutschsprachigen, vollständigen Seewetterbericht auch weiter entfernt zu empfangen. Der einzige Rundfunksender, der überhaupt noch einen entsprechenden Seewetterbericht bringt, ist NDR Info Spezial. Das erfordert neue Geräte. Die Anschaffung eines Digitalradios ist, wenn auch erschwinglich, doch sinnlos, da weite Teile der deutschen Küsten noch nicht abgedeckt sind. Außerdem hört der Empfang unmittelbar vor der Küste auf.

Die beste Möglichkeit ist, sich einen Wetterdecoder anzuschaffen (so etwa zwischen 300 und 700 €). Damit kann man, je nach Aufwand, den deutschen, vollständigen Seewetterbericht von Norwegen und Boddenwik bis zum Ausgang des Englischen Kanals empfangen und, was noch besser ist, schriftlich aufzeichnen. Sorgfältige Fahrtensegler werden sich so entscheiden müssen. Stephan Lunau hat in seinem Beitrag die entsprechenden Begründungen dafür geliefert.

Ist der Aufwand der Anschaffung eines neuen Geräts (für den einzelnen Segler) in Abwägung gegen die Einsparungen (für die Bundesrepublik Deutschland) nun gerechtfertigt oder nötigt er zu Empörung? Eine solche Abwägung sollte eigentlich nicht getätigt werden. Sie führt zu nichts, denn die Entscheidungen zur Reduzierung der Übertragungswege sind längst gefallen. Wenn man dagegen sieht, welchen Aufwand die Menschen (und auch die Segler) für ihre Kommunikation treiben, dann passt es einfach in die Zeit, und zwar auch für hartleibige Fortschrittsskeptiker, für den Empfang von Seewetterberichten auf neue Technik umzustellen.

 

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